Das Glück ist paradox. Es ist da, wenn ich ganz im Moment aufgehe, in einer Tätigkeit und ihren tausend kleinen, feinen Verästelungen. Beim Singen. Den Stand fühlen. Das richtige Verhältnis zwischen zu-weit-nach-hinten-gelehnt und zu-weit-nach-vorn, das richtige Verhältnis der Hüfte zwischen Hohlkreuz und zu-weit-nach-vorn-gekippt. Energie aufbauen, einsaugen, den Ton empfangen.
Beim Schreiben. Auf den Moment einlassen, den Stift, die Tastatur, diese eine Idee. Das richtige Tempo finden, vielleicht etwas verlangsamen, oder wieder beschleunigen. Wie ein Tanz. Die Worte empfangen.
Das Glück kommt nicht, wenn ich vom Singen oder vom Schreiben oder von einer Beziehung zu Menschen erwarte, dass sie mich glücklich machen. Dann ist es fort, fühlt sich verraten und missbraucht. Es hat Eigensinn. Es will ja gern bei mir sein – aber es will nicht sollen und nicht müssen. Das Glück ist frei. Anders gibt es keins.
Es ist wie die Liebe.
Ich meine nicht, dass beide unberechenbar sind. Das sind sie nicht. Sie sind sehr treu und zuverlässig. Willst du sie zwingen, fliehen sie. Dienst du ihnen, sind sie sofort da.
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