Während eines Vortrags.
Ich bin zu müde zum Zuhören, also schreibe ich ein wenig. Der Vortrag ist gut, daran liegt es nicht. Seine Stimme strömt mit einem leichten nasalen Unterton durch den Raum, sehr sonor. Die Luft ist angenehm, leicht kühl, die Sonne scheint.
So weit angenehm, allerdings – ich bin so müde. Damit steht und fällt schon alles. Müde – oder wach. Und hungrig bin ich auch etwas. Satt – oder hungrig. Die grundlegendsten Bedürfnisse, nicht voll gestillt, ein unter der Oberfläche, hartnäckig wahrnehmbares Bohren, das nach meiner Aufmerksamkeit hascht.
Kümmere dich – nicht um ihn, nicht um irgendwas, nein, um MICH. Gib mir – Ruhe, Nahrung, Zuwendung. Ich wende mich ihm zu, dem Bohren. Nehme es wahr ohne ihm geben zu können, was es fordert. Es ist dennoch schon ein wenig zufrieden, es hat dennoch schon etwas bekommen, unsichtbare Nahrung.
Wie können wir jemals von unseren Körpern absehen?
Es ist ja das interessante, dass wir das können. Wenn ihre Bedürfnisse gestillt sind, erlauben sie uns eben das. Zu denken, mental aktiv zu sein, zu lesen und zu diskutieren, uns zu erheben über das, was wir zuvor bedacht haben. Ja, und dann passiert es gar, dass die ersten Bedürfnisse in den Hintergrund rutschen, dass wir vergessen sie zu stillen, sie sich aber auch nicht mehr melden. Als seien sie selbst gebannt von dem, was wir da tun – denken und reden und lesen. Denken.
Nahrung auch für den Körper.
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